Casa Casi – Tech für Feinschmecker
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Twitter: "X"odus – auf der Flucht vor Elon Musk
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Twitter: "X"odus – auf der Flucht vor Elon Musk
Während X / Twitter brennt, finden Viele bei Bluesky eine neue Heimat
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Tagtäglich wird es übler an dem Ort, der einst Twitter war. Während Elon Musk weiter zündelt, schauen sich die Leute panisch nach Alternativen zu einer immer weiter nach rechts abdriftenden Plattform. Gerade im deutschsprachigen Bereich zieht es die Menschen aktuell Richtung Bluesky – einem Twitter-Konkurrenten, ausgerechnet entwickelt von Twitter-Erfinder Jack Dorsey.

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Abschied von Twitter

So, jetzt aber wieder zurück zum aktuellen Tagesgeschehen und den Ereignissen auf und rund um X, jener Plattform, die früher einmal Twitter war. Mit etwas Abstand betrachtet ist die Umbenennung durch Elon Musk vielleicht gar nicht so blöd: Das macht es uns einstigen Twitter-Nutzer:innen einfacher, einen Schlussstrich zu ziehen.

Twitter war auch nicht immer ein Hort der Freude, klar. Aber spätestens seit der Umbenennung und der Neuausrichtung durch Elon Musk hat das nichts mehr mit dem Twitter zu tun, in das wir uns seinerzeit schockverliebt haben.

Persönlich habe ich auch Konsequenzen gezogen. Ich hatte ja bereits angekündigt, dass ich konsequenterweise dort meinen Hut nehmen müsste, habe es aber vor mir her geschoben. Jetzt habe ich meinen Account deaktiviert und somit das Kapitel Twitter/X für mich beendet.

Wie ihr vielleicht wisst, könnt ihr den Laden nicht von heute auf morgen verlassen. Deaktiviert ihr euren Account, ruht der erst einmal 30 Tage, bevor euer Handle dann wieder freigegeben wird.

Ich hab erst noch überlegt, den Account erst einmal nur stillzulegen. Was damit gemeint ist und wie ihr das macht, könnt ihr bei meinem Kollegen André Vatter nachlesen. Der hat nämlich eine vorzügliche Anleitung geschrieben, um sich richtig bei Twitter abzumelden.

Das hätte den Vorteil, dass das Konto zwar aus dem Verkehr gezogen ist, ich aber meinen Namen behalten kann. Ich hab mich dazu entschlossen, das nicht so zu machen. Falls es eine Zeit nach Elon Musk für Twitter gibt, würde ich mich einfach neu anmelden – zur Not mit einem anderen Handle. Aber ich brauchte diesen klaren Schlussstrich für mich.

Weshalb wir alle gehen sollten

Im Podcast haben Palle und ich natürlich erst einmal aufgearbeitet, was in letzter Zeit vorgefallen ist in der wundersamen Welt des Elon Musk und auf “X”. Kurz zusammengefasst sieht das so aus:

  • Elon Musk fliegt der Laden langsam um die Ohren, wie die Klage durch die US-Börsenaufsicht belegt.

  • Twitter laufen die Nutzer:innen und Werbekund:innen davon – größter Profiteur derzeit: Bluesky

  • Liest man dort weiterhin mit, muss man leider konstatieren: Twitter brennt! Es scheint einfach kein Korrektiv mehr zu geben. Elon wollte Meinungsfreiheit, bekommen hat er Hass, Hetze, Fake-News, Misogynie und Rassismus.

In Summe sind wir zu dem Schluss gekommen: Wir alle müssen da abhauen. Palle hat es getan, ich bin, wie eben beschrieben, jetzt auch weg. Aber es braucht mehr! Spiegel, Böhmermann, El Hotzo, alle Journalist:innen, Wissenschaftler:innen, Medien, Unternehmen, Künstler:innen – sie müssen alle in den Sack hauen!

Persönlich gefällt es mir aktuell auf der Plattform Bluesky des einstigen Twitter-Erfinders Jack Dorsey am besten. Aber es darf nicht in erster Linie darum gehen, wo man ab sofort am glücklichsten wird. Es muss darum gehen, dass man NICHT mehr auf X auftaucht! Der ganz große Impact wird nur erreicht, wenn Medien, Unternehmen und privater Nutzer:innen die Zelte komplett abbrechen – und nicht nur einfach weitere Plattformen neben Twitter bespielen.

Elon muss merken, dass die Leute davonrennen, aber dazu müssen wir uns eben bewegen. Palle sagte es im Podcast auch schon völlig richtig: Wir brauchen jetzt den Moment, in dem es in der Tagesschau um 20:15 Uhr heißt “… wie Politiker XY auf Bluesky erklärte”.

Wir sind da leider immer noch sehr festgefahren und finden zu leicht Gründe, wieso man den Account auf Twitter doch noch betreiben sollte. Aber lasst uns alte Zöpfe abschneiden, damit die Dinge in Gang kommen. Wir müssen Twitter ausbluten lassen, wie ein Flussbett austrocknen lassen.

Marina Weisband findet dazu in ihrem Video klare, richtige Worte: Musk beherrscht den Code, Musk macht die Spielregeln. Das nimmt jeglichen Wind aus möglichen “aber wir müssen doch mit Gegenrede dagegenhalten und dürfen “die” nicht gewinnen lassen”-Argumentationen.

Und? Alles himmlisch bei Bluesky?

Tja, und zumindest im deutschsprachigen Raum etabliert sich in den letzten Tagen immer mehr Bluesky als der Top-Zufluchtsort für Twitter-Vertriebene. Vielleicht kein Wunder, denn der Bums wird betrieben von Jack Dorsey, der sich einst auch Twitter erdachte – und es sieht auch fast so aus wie Twitter früher. Mittlerweile will Bluesky immerhin bei etwas mehr als einer Million Nutzer:innen angekommen sein.

Richtig Fahrt aufgenommen hat das zumindest für deutschsprachige Twitter-Geflüchtete in den letzten Tagen. Auslöser dafür dürfte Elon Musk höchstpersönlich gewesen sein, der nämlich plötzlich glaubt, sich gegen Seenotrettung positionieren und Wahlwerbung für die AfD machen zu müssen. Das war der Moment, bei dem es u.a. auch bei mir “Klick” gemacht hat.

Apropos: Palle und ich sind dort aktuell bereits sehr aktiv, ihr findet uns hier:

Wir werden künftig auch mit nextpit dort vertreten sein und überlegen auch, einen Casa-Casi-Account anzulegen. Seid ihr dort schon vertreten? Dann sagt uns doch, wie man euch dort findet, damit wir uns vernetzen können.

Davon ab möchte ich jetzt gar nicht zu viel Worte verlieren, was Bluesky ist und was vielleicht nicht. Schaut unten in den Show Notes, da habe ich euch einige Artikel zu Bluesky verlinkt, an denen ihr euch orientieren könnt. Außerdem findet Ihr dort auch Palles Anleitung, die er auf MeTacheles veröffentlicht und frisch aktualisiert hat.

MeTacheles
Was ist Bluesky Social - Eine Anleitung *Update*
Hören Sie jetzt (20 Minuten) | Die Techmedien ueberschlagen sich mit Lobeshymnen: Twitter Gruender Jack Dorsey hat 13 Millionen US-Dollar in die Hand genommen und Twitter kopiert. Ok, nicht ganz, denn natuerlich ist Bluesky Social viel besser, basiert auf einem neuen Protokoll und soll dezentral sein bzw. werden. Zeit sich die Nummer einmal genauer anzuschauen…
Listen now

Stattdessen möchte ich hier moderat die Bremse reinhauen. Bluesky ist eben nicht uneingeschränkt himmlisch – ebenso, wie es Twitter nicht von Anfang an war. Es hat sehr viel mit unserem Umgang miteinander zu tun, wie wohl wir uns auf einer Plattform fühlen können.

Ehrlich gesagt nervt es mich daher, dass auf Bluesky beispielsweise Block-Listen geführt werden, die u.a. “Mitteextremist*innen” wie Sawsan Chebli, Carlo Masala oder Stephan Anpalagan enthalten – allesamt nicht verdächtig, in irgendeiner Form extremistisch zu sein.

Da darf man jetzt nicht wieder in so eine Blockwart-Mentalität verfallen, sondern muss auch mit offenem Visier unterschiedliche Meinungen diskutieren dürfen. Und nein: Rassismus, Sexismus und ähnliche Ismen sind keine “Meinung”. Aber das übertriebene Muten und Blocken, weil jemand einem Springer-Journalisten folgt usw., helfen dem Diskurs so gar nicht weiter.

Davon ab ist auch Jack Dorsey nicht über jeden Zweifel erhaben und seine Plattform Bluesky funktionell auch ein wenig dünn aufgestellt: So gibt es dort noch keine Hashtag-Funktionalität, keine Möglichkeit, GIFs oder Videos hochzuladen und keine privaten Nachrichten.

Außerdem ist Bluesky leider noch nicht sonderlich zugänglich. Ihr könnt euch entweder auf eine Warteliste setzen lassen – oder auf die Gunst eines Freundes hoffen, der euch einen Invite-Code zukommen lässt. Das hilft natürlich nicht, dass dort explosionsartig neue User aufkreuzen kommen.

Die funktionellen Dinge behalten wir eh im Blick und hoffen auf kommende Updates. Was den Umgang miteinander angeht, bin ich auch ein wenig skeptisch nach meinen ersten Tagen dort und hoffe, dass wir nicht von einem Extrem ins anderer verfallen.

Dennoch gibt es keinen Zweifel: Es ist um Längen die bessere Plattform, wenn es um den Diskurs und den Umgang miteinander geht, wenn wir es mit “X” vergleichen. Also hoffen wir inständig, so viele von euch wie möglich ebenfalls dort begrüßen zu können – und werden sicher auch weiterhin darüber berichten, wie es auf beiden Plattformen weitergeht.


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Casa Casi 116: Show Notes

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Ein Tisch, ein rot-weißes Tischtuch, drei Teller Pasta und eine Flasche Wein. Das ist das wöchentliche Setup für ein Gespräch zwischen drei Freunden, die sich über Technik, Musik und manchmal sogar Fußball unterhalten. Die Show dauert nicht länger, als es dauert, einen guten Teller Pasta zu essen. Der Inhalt ist wie eine Mahlzeit – abwechslungsreich und immer unterhaltsam.