Mar 11 • 34M

TikTok-Filter aus der Hölle

Schönheitsfilter sind nicht schön – sondern gefährlich!

 
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NextPit Global
Casi
Fabi
Ein Tisch, ein rot-weißes Tischtuch, drei Teller Pasta und eine Flasche Wein. Das ist das wöchentliche Setup für ein Gespräch zwischen drei Freunden, die sich über Technik, Musik und manchmal sogar Fußball unterhalten. Die Show dauert nicht länger, als es dauert, einen guten Teller Pasta zu essen. Der Inhalt ist wie eine Mahlzeit – abwechslungsreich und immer unterhaltsam.
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Verrückt: Heute war ich ganz alleine im Podcast – ohne meine geschätzten Gesprächspartner. Aber ich musste dringend über TikTok und den Schönheitsfilter “Bold Glamour” reden, also schickte ich Fabi kurzerhand einfach eine Sprachnachricht.

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Vorab erst einmal etwas in eigener Sache. Palle ist ja irgendwie dauer-verplant, und auch Fabi hat aktuell schrecklich viel um die Ohren. Es wird also immer schwieriger, Slots zu finden, zu denen wir alle gemeinsam aufnehmen können. Jetzt gibt es die Möglichkeit, den Podcast in solchen Fällen einfach mal ausfallen zu lassen – oder wir machen es so, wie ich es mir für heute spontan überlegt habe: Ich tue so, als würde ich Fabi eine Sprachnachricht schicken – und quatsche einfach alleine.

Das bedeutet für mich, dass ihr hier heute lediglich mich hört, wenn ich über die TikTok-Problematik rede. Ich habe selbst noch keinen Schimmer, wie gut das so funktioniert – schließlich lebt unser Podcast auch davon, dass wir ein wenig Smalltalk halten, uns gegenseitig dumme Sprüche um die Ohren hauen usw.

Gebt uns also dazu gerne mal Feedback, ob das so für euch auch funktioniert, wenn wir mal nicht in anderer Besetzung aufnehmen können.

Schönheitsfilter sind nicht schön

Also lasst uns reden. Erstmal über Schönheitsfilter insgesamt. Wisst ihr, ich hab mit Filtern ja durchaus Spaß. Das lustige Face-Swapping einst auf Snapchat war mal eine Zeit lang witzig. Auch die Nummer mit lustigen Hasenohren und die Zombie-Filter an Halloween usw. machen ja gelegentlich Laune.

Wenn man so ein Radiogesicht hat wie ich, dann gibt es grundsätzlich zwei Filteroptionen: Ich entscheide mich in der Regel dafür, Filter zu nutzen, die mein Gesicht ein wenig unauffälliger erscheinen lassen. Körnige Schwarz-Weiß-Filter, oder irgendwelche Farbeffekte beispielsweise.

Die andere Möglichkeit sind Schönheitsfilter und ganz ehrlich: Die sind für mich generell keine Option. Trotzdem gibt es so unendlich viele Menschen, die für ihre Social-Media-Postings stets auf diese verschönernden Filter setzen. Das ist kein TikTok-Problem, sondern zieht sich über alle Plattformen, also auch über Instagram und Snapchat.

Wieso ich von einem Problem spreche? Weil ich auch in meinem Bekanntenkreis Menschen kenne, die tatsächlich immer, bei jedem Posting, solche Filter einsetzen. Mitunter kennt man also das wahre Gesicht einiger Menschen gar nicht, obwohl man sie quasi täglich sieht.

Bislang war es aber recht auffällig, die Filter zu nutzen. Soll heißen, die Augenbrauchen oder die übertrieben vollen Lippen verrutschen gerne mal, sitzen nicht ganz perfekt, oder der Filter verschwindet mal komplett, wenn man den Kopf zu weit bewegt.

TikTok treibt das jetzt mit seinem Filter “Bold Glamour” allerdings auf ein neues Level. Wieso? Weil der Filter einfach einen anderen Grad an Perfektion erreichte. Ja, auch dieser Filter wirkt manches mal künstlich. Aber er scheint perfekt auf dem Gesicht zu haften. Selbst, wenn ihr eure Augen oder ähnliches mit der Hand verdeckt – das entlarvt normalerweise alle Filter – wird die Illusion aufrecht erhalten.

Weil ich mich natürlich für euch in die Schlacht werfe im Zuge meines investigativen Auftrags, habe ich diesen Filter natürlich auch direkt mal ausprobiert.

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Während ich mir aber einen Spaß erlaube und mich damit abgefunden habe, dass ich aussehe wie eine Mischung aus Silvesterrakete und Lumpensammler, hat dieser Filter einen unfassbaren Impact auf vor allem junge Menschen.

Ich erinnere mich noch lebhaft an die Struggles, die man als Teenager mit sich herumschleppt. Und in meinem Fall war das Mitte der Achtziger, in einer sehr analogen Welt. Heute aber prasseln auf die jungen Leute ganz andere Dinge ein. Wie will man klar kommen mit sich selbst und mit seinem Aussehen, wenn man das Gefühl hat, dass alle anderen Menschen viel schöner sind?

Es macht was mit dir, wenn du gesagt bekommst, dass du ohne Filter irgendwie krank aussiehst, oder du gar in den Comments beschimpft wirst. Ich verlinke euch hier mal das Video von Jasmin, die sehr viele der kritischen Punkte anspricht und u.a. ein Mädchen zeigt, dass in ihrem TikTok tatsächlich eine Triggerwarnung (!) ausspricht, bevor sie den Filter ausschaltet.

Die Definition von “schön”

Wie definiert ihr für euch eigentlich “schön”? Für mich persönlich ist das mehr als nur ein Mensch, den ich ganz subjektiv als gutaussehend empfinde. “Schön” ist in meiner Welt immer eine Kombination aus dem, was ich sehe und aus der inneren Schönheit eines Menschen.

Daher funktioniert für mich der Begriff “Schönheits”- oder “Beauty”-Filter auch einfach nicht. Weil die Personen mit diesen Filtern nicht schöner werden. Bist du für mich ein schöner Mensch, dann bist du das eben ohne Filter und auch ein noch so guter Filter macht dich dann nicht schöner für mich.

Vielmehr sind es Filter, die auch nach einem bestimmten Geschmack oder Trend entworfen werden, also nur einem gewissen Schönheitsideal hinterherhecheln. Das bedeutet dann auch, dass die Diversität verloren geht, wenn wir irgendwie dann alle gleich aussehen.

Es ist eine Spirale, die sich so immer tiefer in die Erde bohrt. Je weniger Menschen wir außerhalb dieser vordefinierten Norm sehen, desto mehr habe ich das Gefühl, den Filter nutzen zu müssen, um dem Trend, den anderen Menschen im Netz und irgendwie auch mir selbst zu genügen.

Je mehr ich den Filter nutze, desto mehr lerne ich das Gesicht zu hassen, das mich im Spiegel anblickt. Je weniger ich mich selbst akzeptiere, desto weniger komm ich klar im Leben.

Allein aus diesem Grund glaube ich, dass diese Art von Filtern gefährlich sind. Und damit haben wir noch gar nicht über weitere Konsequenzen geredet, die sich daraus ergeben. Dazu gehört, dass Menschen heute mittlerweile nicht mehr zum Schönheitschirurgen gehen, weil sie die Nase ihrer Lieblingsschauspielerin haben wollen. Sie gehen dorthin und wollen so aussehen wie sie mit Filter aussehen.

Was tun?

Bleibt die Frage, was jetzt zu tun ist, um diesem Trend entgegenzuwirken. Seid ihr junge Menschen, die glauben, stets auf solche Filter zurückgreifen zu müssen? Ganz ehrlich: Dann wäre meine Top-Empfehlung, TikTok, Instagram und Co komplett vom Handy zu werfen.

Für Viele ist das vermutlich ein zu harter Schnitt, weil euch damit ja auch eine gehörige Portion Teilhabe flöten geht, die für die Entwicklung eines jungen Menschen ja auch eine gewichtige Rolle spielt. Was ihr aber machen könntet, oder solltet: Entfolgt Leuten, die sehr offensichtlich ständig nur diese Filter nutzen. Wir brauchen ganz dringend einen Gegentrend!

Falls ihr besorgte Eltern seid: Verbote bringen nix! Die bewirken vermutlich sogar eher das Gegenteil. Stattdessen setzt euch lieber hin mit euren Kids. Bringt ihnen Medienkompetenz mit. Scrollt durch TikToks zusammen und kommentiert, dass diese Menschen nicht so aussehen, wie sie dort wirken.

Erklärt ihnen, welche Filter gefährlich sind und wieso. Sprecht mit ihnen über Schönheitsideale – und über falsche Schönheitsideale! Was generell jeder tun kann: Sucht euch Menschen auf TikTok, YouTube und sonst wo, die immer wieder auch kritisch auf solche Probleme hinweisen und die Hintergründe auch erklären. Folgt Kanälen wie Beauty.False auf Insta, die euch sowohl die schönen Promis als auch die Realität dieser Promis offenbaren.

Einen noch

Ich hab das Gefühl, zum Schluss noch was Persönliches sagen zu müssen: Ich mach gerne Witzchen über mein Aussehen, bin sehr selbstironisch. Ich glaube aber tatsächlich, dass ich ein gesundes Bild von mir habe und mich realistisch einschätzen kann.

Abseits dummer Sprüche über mein Radiogesicht, weiß ich nüchtern betrachtet, dass ich nicht so hübsch bin wie einige andere Menschen und mir dadurch manches im Leben etwas schwieriger wird. Ich weiß aber auch, dass es okay ist, so wie es ist und ich bin mit mir im Reinen. Wir sind alle nicht perfekt – nicht innendrin und auch nicht optisch. Seid euch dessen einfach immer bewusst.


Casa Casi 92: Show Notes

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