Threads ist da (wenngleich auch noch nicht so richtig hier bei uns). Kennen wir damit jetzt die Plattform, die Twitter den Garaus macht? Wir stellen euch heute Threads von Meta vor, vergleichen den Service mit Twitter – und spekulieren natürlich über den Erfolg der Plattform.
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Letzte Woche ging Threads offiziell an den Start. Der Twitter-Klon von Meta ist in über 100 Ländern verfügbar, dummerweise aber noch nicht in Deutschland und diversen anderen EU-Nationen. Nichtsdestotrotz hat es Threads, das aussieht wie ein Ur-Tiwitter mit etwas Instagram-Glitter, bereits auf mehr als 100 Millionen Nutzer:innen gebracht.
Der Twitter-Killer arbeitet mit Tricks
Mark Zuckerberg versucht nicht zum ersten Mal, einen Konkurrenten komplett nachzubauen. Es zieht sich wie ein roter Faden durch die Facebook-/Meta-Historie: Immer wieder wurden Dienste entweder geschluckt (beispielsweise FriendFeed, das Facebook schließlich den Newsfeed brachte), oder eben komplett nachgebaut (wie bei den Stories, den Reels usw.).
Meta hat also nicht das Rad neu erfunden, sondern ein einst sehr erfolgreiches Rad schlicht reproduziert. Es gibt also einen textbasierten “Kurznachrichtendienst”, welcher ein Zeichenlimit (500 Zeichen) besitzt, euch Beiträge liken, “retweeten” und extern sharen lässt. Fotos oder Videos könnt ihr ebenfalls im Thread auf die Reise schicken.
Spannend ist aber das, was Threads noch nicht beherrscht. Selbst rudimentäre Twitter-Features wie das Einbinden von animierten GIFs, oder Hashtags fehlen aktuell noch. Auch einen chronologischen Feed vermissen wir und nicht einmal Trend-Charts gibt es.
Außerdem – auch das muss man fairerweise erwähnen – arbeitet Meta mit einem Trick: Die Threads-App ist Instagram untergeordnet und auch eng mit dem einstigen Foto-Social-Network verdrahtet. Das merkt ihr, wenn ihr direkt mit eurem Instagram-Namen einsteigen könnt und dort dann auch direkt all eure Kontakte von Instagram mitnehmt, wenn ihr denn wollt.
Dadurch, dass diese Einstiegshürde so sagenhaft niedrig ist, kommen dann diese 100 Millionen Nutzer:innen binnen weniger Tage zusammen.
Und ist das schlimm? Nope, eigentlich nicht. Im Gegenteil: Will man ein Dickschiff wie Twitter angreifen und bestenfalls versenken, braucht man möglichst schnell eine kritische Masse. Die bekommt man, indem man es den Leuten so einfach wie möglich macht, direkt von Anfang an ordentlich mitzumischen. Ja, Mastodon, Bluesky und Konsorten: SO geht das!
Ist Threads besser als Twitter? Jein!
Sind die Leute auf “Threads” gerade deswegen so euphorisch, weil auf Threads einfach alles besser ist als bei Twitter? Quatsch, natürlich nicht. Es gibt Kinderkrankheiten, beispielsweise läuft die App nicht so stabil auf meinem betagten S30 Pro von Huawei. Auf meinem Pixel 6 Pro allerdings fehlerfrei, sodass der Fehler vermutlich eher bei Huawei/Android als bei Meta zu suchen ist. Auch zur iOS-App gab es keinerlei Feedback bislang, was App-Abstürze angeht.
Aber was macht Threads denn besser als Twitter, wenn doch auf Twitter mehr Leute, mehr Promis, mehr Medien unterwegs sind, es mehr Features gibt, und Twitter schlicht das Original ist und Threads ein Abklatsch?
Okay, zunächst mal ist Elon Musk nicht da – ein nicht zu unterschätzender Punkt. Mit ihm fehlen auch die ganzen anderen Populisten, Hetzer, Nationalisten, Trump-Supporter usw., die Twitter aktuell für die seriöse Nutzung unmöglich machen. Aber nicht zu früh freuen: So ein Volk wird es auf Meta ebenso zu sehen geben, das ist einfach das Gesetz der Zahl – mit vielen Accounts kommen auch viele Arschloch-Accounts, stellt euch drauf ein.
Threads ist durch seine Schlichtheit dem alten Twitter sehr ähnlich und triggert dadurch die “Früher war alles besser”-Synapsen in unseren Birnen. Außerdem profitiert Threads natürlich auch davon, dass Twitter unter Musks Ägide einfach alles verkehrt macht. Plötzlich sieht man dort nur noch Hetze, Rassismus und schlimmeres, der Mob kann sich austoben, es können problemlos komplette Filme verbreitet werden, es gibt unsinnige Lesebeschränkungen und einiges mehr. Jeder Service, der diesen Scheiß nicht verzapft, hat also per se schon einmal was besser verstanden/gemacht als Twitter.
Ein bisschen dumm sind wir schon, oder?
Ja, wir gehen da tatsächlich ein bisschen sehr blauäugig rein, muss ich zugeben. Immerhin haben wir lange über Mark Zuckerberg, über Meta und über Facebook geschimpft, um nun wieder in Zucks Arme zu hechten. Wir nicken beiläufig all die Berechtigungen ab, die Threads uns abverlangt – nur, um einen möglichst passenden und funktionierenden Twitter-Ersatz erhalten zu können.
Wieso wir das vor uns rechtfertigen können bzw. worauf wir hoffen, hört ihr dann ja auch in der Podcast-Folge. Wir setzen nämlich auch einige Hoffnung in die EU, die sich datentechnisch nicht mehr nach Belieben auf der Nase herumtanzen lässt. Naiv? Ja, mag sein.
Ach, apropos Podcast-Folge: Die haben wir bereits Dienstag aufgenommen. Zu einem Datum also, zu dem wir Threads in Deutschland noch nach Herzenslust nutzen konnten. Die Situation ist mittlerweile leider eine andere, denn Meta hat uns in Deutschland schön den Saft abgedreht. Auch dazu findet sich ein erklärender Link unten in den Show Notes.
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Casa Casi 110: Show Notes
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Threads – der ultimative "Twitter-Killer"?