Mar 18 • 48M

Panik! Wo ist mein Smartphone?

Nomophobie – Wenn wir nicht mehr ohne Handy können ...

 
0:00
-47:47
Open in playerListen on);

Appears in this episode

NextPit Global
Carsten Drees
Casi
Fabi
Ein Tisch, ein rot-weißes Tischtuch, drei Teller Pasta und eine Flasche Wein. Das ist das wöchentliche Setup für ein Gespräch zwischen drei Freunden, die sich über Technik, Musik und manchmal sogar Fußball unterhalten. Die Show dauert nicht länger, als es dauert, einen guten Teller Pasta zu essen. Der Inhalt ist wie eine Mahlzeit – abwechslungsreich und immer unterhaltsam.
Episode details
Comments

Geht es Euch schlecht, wenn ihr mal Euer Smartphone nicht dabei habt, oder der Akku zur Neige geht? Damit seid ihr nicht allein – das Phänomen hat sogar einen Namen: Nomophobie!

Bevor es loggeht: Ihr findet den Podcast hier oben im Artikel und bei Apple oder Spotify und auf diversen Podcast-Plattformen wie u.a.: Google oder als RSS-Feed.

Wir würden uns riesig freuen, wenn ihr uns weiterhin supportet. Abonniert uns, bewertet und teilt unsere Inhalte und lasst uns wissen, wie euch die Texte und Podcast-Episoden gefallen. Besten Dank dafür!


Hand aufs Herz: Wie oft verlasst ihr das Haus ohne Handy? Und bei welchem Anlass lasst ihr es zuhause? Beim Müllrunterbringen? Beim Sport? Oder geht ihr tatsächlich auch mal ohne Smartphone los, wenn ihr abends feiert, Freunde besucht, einkauft?

Überprüft ihr Eure Gewohnheiten gerade gedanklich und stellt erstaunt fest, dass ihr die Bude nie ohne den klassischen Kontrollgriff – Geld, Schlüssel, Handy – verlasst? Dann ist das erst einmal kein Grund zur Sorge, denn das Smartphone ist längst unser täglicher Begleiter geworden und somit fast selbstverständlich immer dabei.

Aber wie entspannt seid ihr, wenn ihr wisst, dass ihr weit und breit keine Steckdose vorfindet und der Handy-Akku bei 4 Prozent angekommen ist und in den nächsten Minuten wohl die Grätsche macht? Im Podcast sprachen wir heute über Nomophobie – die Panik, vom Smartphone getrennt und damit unerreichbar zu sein.

Nomophobie – eine Angststörung

Hmm, klingt ein bisschen wie Homophobie, meint aber etwas völlig anderes. Lasst uns erstmal klären, was sich hinter dem Begriff versteckt. Nomophobie steht für "no mobile phone phobia". Sie tritt vor allem bei exzessiver Smartphone-Nutzung auf und beschreibt die Angst, vom eigenen Smartphone getrennt zu sein.

Es gibt mehrere Symptome, wie sich diese Nomophobie äußern kann:

  • Stress und Beklemmung bei ausgeschaltetem Mobiltelefon

  • Angstzuständen bei leerem Akku, aufgebrauchtem Datenvolumen, bei Unerreichbarkeit 

  • Gefühl der Panik, wenn das Smartphone zu Hause gelassen

Eine an der PFH Private Hochschule Göttingen durchgeführte Studie konnte nun nachweisen, dass Nomophobie auch in Deutschland weit verbreitet ist. Ganz ehrlich: Ich wäre auch verwundert gewesen, hätte dieses Phänomen einen Bogen ausgerechnet um Deutschland gemacht.

Obwohl es Überschneidungen mit der Smartphone- und Internetsucht gibt, stellt Nomophobie ein eigenständiges Konstrukt dar. Falls ihr das Gefühl habt, das Handy verloren zu haben, oder ihr in der Bahn ohne Empfang seid, kann Euch dabei eine sehr subjektiv empfundene Angst erfassen.

Wir dürfen die Geschichte nicht pauschal mit der Handysucht gleichstellen. Während Smartphone-Abhängigkeit eine Suchterkrankung darstellt, handelt es sich bei der Nomophobie um eine Angststörung. Es kommt zu einem Kontrollverlust, der sich unterschiedlich stark in uns auswirken kann und der auch auf andere Bereiche abstrahlt.

Frühere Studien konnten bei der Nomophobie beispielsweise signifikante Zusammenzänge zu Depressionen und zur Einsamkeit feststellen. Ein Phänomen, über das wir ebenfalls bereits in der Casa Casi sprachen, ist auch mit der Nomophobie verwandt: Die “Fear of Missing Out” aka FOMO.

Die Betroffenen erleben in erster Linie einen Kontrollverlust über ihre Smartphone-Nutzung, der sich auf andere Bereiche ihres Lebens auswirkt. „In früheren Studien wurden signifikante Zusammenhänge zwischen Nomophobie und Einsamkeit, Depression, Ablenkung und verminderter Impulskontrolle festgestellt“, so Görlich. Ein weiteres Phänomen, das eng mit der Nomophobie zusammenhängt, ist die Angst, etwas zu verpassen, die sogenannte Fear of Missing Out (FoMO).

Nomophobie in Deutschland

Ich erwähnte es oben bereits: Nomophobie ist auch hierzulande ein Thema und das untermauert die oben erwähnte neue Studie der PFH Private Hochschule Göttingen. Verschiedene Faktoren wurden in der Studie abgefragt, die den über 800 Probanden in den Sinn kamen beim Gedanken an ein nicht verfügbares Handy:

  • nicht kommunizieren können

  • Verbindungsverlust

  • nicht auf Informationen zugreifen können

  • Komfortverzicht

Laut Studie nutzten alle Personen, die eine schwere Nomophobie aufweisen, ihr Smartphone täglich länger als zwei Stunden. Klingt erstmal viel, aber wenn wir nüchtern betrachten, wie oft wir aufs Smartphone schauen, Nachrichten oder eingehende Benachrichtigungen checken, Fotos machen, telefonieren oder schreiben, zocken usw., dann kommt halt durchaus eine Menge zusammen.

Die Befragten brachten es bei der Smartphone-Nutzung durchschnittlich auf 64-mal bzw. 4 Stunden und 16 Minuten pro Tag! Dabei ist das Phänomen, das noch nicht offiziell als Angststörung anerkannt ist, bei Frauen minimal stärker verbreitet als bei Männern.

Was tun gegen Nomophobie?

Abschließend haben wir im Podcast auch kurz überlegt, was wir denn gegen dieses Phänomen unternehmen können? Wenig überraschend greifen da all die Mechanismen, die wir vom Thema Digital Detox kennen.

Genannt werden als Tipps also die üblichen, sinnvollen Schritte:

  • Verzichtet auf Push-Nachrichten

  • Schafft euch Zeitfenster, in denen das Handy nicht genutzt wird

  • … oder legt eine maximale Stundenzahl fest, wie lang ihr das Handy nutzen dürft.

  • Nutzt Euer Handy weder als Uhr-Ersatz noch als Wecker

  • Stellt den Schwarz-Weiß-Modus ein

Gerade den letzten Punkt fand ich spannend bei meiner Recherche zur heutigen Folge. Mittlerweile könnt ihr ja jedes Smartphone in einem Energiesparmodus betreiben. Der dreht nicht nur radikal die Auflösung runter, sondern schränkt euch auch funktionell ein. Erreichbar seid ihr dennoch, auch wenn ihr mit dem Handy nicht so viel anfangen könnt.

Wir würden uns über Feedback von euch freuen: Bemerkt ihr das an euch auch, dass sich also eine Form der Nomophobie bei euch entwickelt? Was sind eure Tricks, um dem entgegenzuwirken?

Einen noch

Ganz ehrlich: Ich fühlte mich schrecklich ertappt bei der Recherchie zur heutigen Folge der Casa Casi. Fabi ist mir da schon einen gehörigen Schritt voraus, da er Plattformen wie Instagram oder Facebook gar nicht mehr nutzt.

Trotzdem horche ich natürlich in mich hinein, wie nomophob ich möglicherweise selbst bin. Und ich muss zugeben, dass ich auf der Couch liegend und Serien glotzend tatsächlich manchmal – ohne darüber überhaupt nachzudenken – plötzlich das Handy in der Hand halte.

Es ist tatsächlich mittlerweile ein antrainierter Reflex, ähnlich wie das sinnlose Scrollen durch Feeds, in steter Erwartung, dass gleich was total Witziges, Spannendes, Ergreifendes zu sehen sein könnte.

Das finde ich gruselig und werde das definitiv stärker an mir beobachten, um dem entgegenzuwirken. Dennoch bin ich nicht ganz hoffnungslos: So wie bei meinem letzten Schweiz-Wochenende mit guten Freunden, vergesse ich nämlich das Handy oft über viele Stunden. Weil ich eben doch lieber mit meinen Leuten rede, feiere und all die Dinge tun, die ohne Smartphone schrecklich viel Spaß machen.

Von daher hoffe ich, dass bei mir Hopfen und Malz noch nicht verloren ist – und ich hoffe, auch ihr seid nicht komplett im Nomophobie-Dschungel gefangen! Aber eins ist auch klar: Es ist natürlich absolut legitim, das Smartphone dabei zu haben, damit ihr unseren Podcast hören könnt. ;)


Casa Casi 93: Show Notes

Wir wollen euer Feedback! Diskutiert mit uns unter diesem Beitrag und verratet uns eure Meinung. Ihr könnt euch aber auf WhatsApp, Signal und Threema mit Sprachnachrichten (und natürlich auch Textkommentaren) beteiligen. Wir freuen uns auf eure Reaktionen, auf Lob, Kritik und Verbesserungsvorschläge und natürlich auch auf spannende Themenvorschläge. Hier ist unsere Telefonnummer und unsere Threema-ID für euer Feedback:

  • Telefonnummer: +49 160 98090008

  • Threema-ID: EB6YBNSE

Abonniert die Casa Casi und unterstützt damit unsere Arbeit. Fettes Dankeschön!

Dir hat diese Ausgabe der Casa Casi gefallen? Dann teile diesen Artikel und unseren Podcast doch mit deinem Netzwerk. Ganz lieben Dank dafür!

Share