
Künstliche Intelligenz: Die hässliche Fratze der KI
Wieder einmal werden die Rufe nach Medienkompetenz laut
Faden, Fassung, klare Linie, Hoffnung und Überblick: Das sind lediglich fünf der Dinge, die wir zwischendurch mal verloren haben in der heutigen Folge des NextPit-Podcast “Casa Casi”, bei dem sich wieder alles um die KI dreht.
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Erstens kommt es anders … Ihr wisst, wie der Spruch weitergeht. Wir kündigten ja letzte Woche bereits an, dass wir heute noch einmal über künstliche Intelligenz sprechen. Haben wir auch getan. Aber ich glaube, dass das in eine andere Richtung gelaufen ist, als ursprünglich geplant.
Schaue ich nämlich in meine Unterlagen, wollte ich euch von mehreren Dingen berichten wie der NVIDIA-Veranstaltung GTC, die wir jetzt aber irgendwie gar nicht mehr untergebracht bekamen. Aber über den Umweg der KI-Kehrseiten wurde es ein Gespräch, bei dem es auch wieder viel um die Gesellschaft ging und um das leidige Thema Medienkompetenz.
Jetzt erst recht: Lernt, richtig hinzuschauen!
Es sollte nämlich eigentlich nur ein kleiner Punkt in der mittlerweile 95. Podcast-Folge unseres schnuckeligen NextPit-Podcasts werden. Die Rede ist von Bildern, die aktuell viral gehen und die mithilfe von künstlicher Intelligenz, zumeist Midjourney, erstellt wurden.
Vermutlich habt ihr sowohl den Papst in Daunenjacke als auch Trumps vermeintliche Verhaftung in den sozialen Medien gesehen. Letzteres wurde gleich mit sehr vielen KI-generierten Bildern verewigt.
Der Papst wirkte auf mich sogar so real, dass ich dazu gar keine Artikel las, sondern einfach nur aufgenommen hab, dass er eine für seinen üblichen Look eher unübliche Jacke anhatte.
Vermutlich erkennt ihr hier bereits das kritische Potenzial, das solche Bilder haben. Aktuell erkennen wir bei näherem Hinschauen meistens noch sehr leicht, dass es sich um ein künstlich generiertes Bild handelt. Midjourney, Stable Diffusion und Co haben halt noch ihre Schwierigkeiten, beispielsweise bei der Darstellung von Händen.
Aber wir befinden uns in Zeiten, in denen es in der Gesellschaft leider zwei gefährliche Gruppen gibt:
Menschen, die wenig Medienkompetenz besitzen und Dinge für bare Münze nehmen, ohne sie auf den Wahrheitsgehalt prüfen zu wollen.
Menschen, denen Fakten scheißegal sind, solange die eigenen Meinungen, Weltsicht oder das gewünschte Narrativ bedient werden.
Wir haben es also mit Leuten zu tun, die es in Teilen nicht besser können und mit denen, die es gar nicht erst wollen. Schauen wir auf die heutige Situation, was Fake-News angeht, sieht man sehr deutlich, dass Populisten wie die AfD ganz bewusst Unwahrheiten verbreiten – weil sie damit ihr Klientel abholen.
Und dieses Klientel kapiert dann entweder nicht, womit man es zu tun hat, oder scheißt darauf. Seht euch beispielsweise an, mit welchen Bildern der AfD-Bundestagsabgeordnete Norbert Kleinwächter auf Wählerfang geht. Einmal geht es um – Überraschung – Geflüchtete, einmal um Gesundheitsminister Lauterbach:
Der Lauterbach-Zombie ist nicht dazu gedacht, etwas vorzutäuschen (oder?), sondern nur, um Stimmung zu machen. Um erzeugte Stimmung geht es auch bei den Geflüchteten oben im Bild, aber dort kommt eben eine Portion Realismus hinzu. Eine Nachricht wird mit diesen Bildern angereichert, um die vom Wählervolk gewünschte Angst, Wut, Entschlossenheit zu erzeugen.
Und genau da wird es eben schwierig für eine Gesellschaft: Jeden Tag werden diese KIs so viel besser und die Ergebnisse so viel realistischer. Außerdem haben wir es mit ganz vielen Menschen zu tun, die wie erwähnt heute schon wenig Interesse daran haben, mit tatsächlichen Fakten zu arbeiten.
Ich glaube, deswegen sind wir an dem Thema auch hängenbelieben im Podcast: Weil wir derzeit eine Gesellschaft komplett umbauen und das an so vielen Punkten gleichzeitig, dass einem Angst und Bange werden kann. Menschen werden immer älter, immer mehr Jobs werden wegrationalisiert, wir wollen/müssen immer nachhaltiger werden und nebenbei die Digitalisierung vorantreiben, ohne die wir wirtschaftlich abgehängt würden.
Da bleibt es also gar nicht aus, auch wieder Dinge wie sich auf den Kopf stellende Alterspyramiden oder Grundeinkommen-Modelle zu besprechen. Mir kommt das Bild eines Waldbrandes in den Sinn: Jedes Problem ist so ein Flammenherd und wir müssen alle Flammenherde gleichzeitig im Auge behalten, wenn wir heil aus diesem Wald herauskommen wollen. Und just in dem Moment kommt jemand mit dem Brandbeschleuniger KI um die Ecke, der imstande ist, jedes Problem nochmal zu potenzieren und die Feuergefahr somit fundamental zu verstärken.
Okay, das klingt jetzt schon wieder ähnlich dystopisch wie streckenweise die Podcast-Episode. Und ja, das unterschlägt natürlich auch frech alles Positive, was uns KI faktisch bereits beschert und auch künftig bescheren wird.
Und es unterschlägt auch, dass es aktuell einen offenen Brief gibt, der die Weiterentwicklung von KI zum jetzigen Zeitpunkt einfrieren möchte und den auch prominente Namen wie Steve Wozniak und Elon Musk unterzeichnet haben (darüber wird in einer der kommenden Folgen nochmal zu sprechen sein).
Wichtig ist mir heute aber die Erkenntnis, dass wir den Geist nicht mehr zurück in die Flasche bekommen. Die Technologie ist da und wir müssen lernen, damit umzugehen. Viele kluge Menschen arbeiten Tag und Nacht daran, dass unsere Leben leichter, komfortabler und sogar länger werden mit der Hilfe der künstlichen Intelligenz.
Was die Medienkompetenz angeht, sind wir vorerst aber auf uns selbst angewiesen. Wir müssen also lernen, Fakten zu checken, Quellen zu hinterfragen bzw. zu verifizieren usw. Das ist noch eine harte und lange Strecke, die wir da zu gehen haben.
Einen noch …
Und wenn ihr als tech-affine Personen das Gefühl habt, die Lage einigermaßen im Griff zu haben: Helft denen in eurem Umfeld, die da noch nicht so weit sind. Denn es geht immer noch um die oben genannten beiden Gruppen: Die, die es nicht besser wissen und die, die Unwahrheiten einfach billigend in Kauf nehmen.
Verkleinern wir doch einfach alle gemeinsam die Menge der Menschen, die es nicht besser können. Denn dann bekommen wir auch die zweite Gruppe mittelfristig unter Kontrolle, davon bin ich überzeugt! Und damit wünsche ich euch viel Spaß mit der heutigen Folge und drohe euch jetzt schon an, dass wir mit Sicherheit in absehbarer Zeit erneut über künstliche Intelligenz sprechen müssen.
Casa Casi 95: Show Notes
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Künstliche Intelligenz: Die hässliche Fratze der KI
Ich war und bin immer ein ganz großer Fan von Technik gewesen. Auf die derzeitige Entwicklung von Künstlichen Intelligenzen schaue ich aber mit einer gewissen Skepsis und vielleicht sogar Sorge. Das liegt nicht daran, dass ich denke, die Künstlichen Intelligenzen könnten sich irgendwann verselbstständigen, oder sowas.
Nein, ich glaube, wir Menschen sind einfach aktuell zu dumm für Künstliche Intelligenzen und unsere Gesellschaft schlicht nicht bereit dafür. Wir Menschen sind so unglaublich leicht beeinflussbar und wollen oft nur das glauben, was unserer Meinung entspricht, ohne es zu hinterfragen – selbst wenn dies die niedrigsten Instinkte im Menschen anspricht.
Auch der Arbeitsmarkt ist schlicht nicht bereit für sowas wie KIs. Wir werden an vielen Stellen wichtige (menschliche) Jobs sterben sehen, die für unsere Gesellschaften wichtig sind.
Auf der anderen Seite werden KIs so unglaublich viele gute Sachen in der Forschung vorantreiben - egal, ob es nun Klimawandel oder die Medizin ist.
Ich bleibe gerade einfach sehr skeptisch und sehr vorsichtig.
Kurz gesagt sehe ich es ähnlich, aber das wird man in den nächsten 8-20 Monaten sehen.