Casa Casi – Tech für Feinschmecker
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Google vs Microsoft: Kampf der Tech-Riesen um die KI-Krone
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Google vs Microsoft: Kampf der Tech-Riesen um die KI-Krone
Es kann nur Einen geben! Chronologie einer spannenden KI-Woche
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Wow! Was war das denn für eine Woche? Künstliche Intelligenz ist eines der spannendsten Themen unserer Zeit, aber so geballt wie in dieser Woche kam es bislang noch nie. Die Protagonisten: Google und Microsoft.

Anmerkung: Ihr findet den Podcast aktuell hier oben im Artikel und bei Apple oder Spotify und auf diversen Podcast-Plattformen wie u.a.: Google oder als RSS-Feed.

Ich muss zugeben, dass wir mit unserem Umzug auf Substack noch ein wenig hinterherhinken. Nächste Woche sollten wir dann aber überall wieder am Start sein, wo es Podcasts gibt, inklusive Spotify.

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Wir haben in der Casa Casi ja schon ein paar mal über künstliche Intelligenz gesprochen und ja, wir werden das mit Sicherheit auch noch häufig tun. Weil das Thema einfach so viele Bereiche einschließt und weit über ChatGPT oder KI-generierte Bilder hinausgeht.

Wenn wir uns heute damit beschäftigen, dann hat das den konkreten Grund, dass zwei absolute Tech-Dickschiffe – Microsoft und Google – nämlich beide in dieser Woche mit KI-Events positionierten. Das ist unterschiedlich gut gelungen und ich denke, im Podcast kommt das sehr gut raus, wer unserer Meinung nach dort die Nase vorn hat.

Google vs Microsoft: Chronologie einer spannenden KI-Woche

Es waren erst nur Gerüchte: Möglicherweise würde Microsoft in dieser Februarwoche Neuheiten präsentieren. Die Rede war von einer möglichen ChatGPT-Integration in Microsofts Internetsuche Bing.

Zwei Infos dazu:

  1. Microsoft hat erst kürzlich viel Geld (die Rede ist von 10 Milliarden US-Dollar) in die ChatGPT-Macher OpenAi gesteckt.

  2. Aktuell bringt es Bing auf 3 % Marktanteil bei der Suche. Google ist mit mehr als 91 Prozent weltweit Quasi-Monopolist.

Wir sehen also eine Bing-Suche, die am Markt derzeit einfach kaum Relevanz hat – und wir sehen einen Chatbot, über den derzeit die ganze Welt spricht und bei dem wir aktuell allenfalls erahnen können, wie groß der Impact solcher Tools auf uns alle sein wird.

Montag, 06. Februar:

Als sich also die Microsoft-Pläne verdichteten, ging den lieben Leuten in Mountain View wohl ein Licht auf: Puh, Freunde, wir müssen auch liefern – irgendwas! Also handelte Google und veröffentlichte am 6. Februar eine Pressemitteilung von Alphabet- und Google-Boss Sundar Pichai.

Dort stellte man “Google Bard” vor – Googles Chatbot-Antwort auf ChatGPT von OpenAI. “Vorstellen” ist allerdings zu viel gesagt. Wirklich tief eintauchen konnten wir da noch nicht. Immerhin ließ man uns wissen, dass der Sprachbot auf Googles LaMDA-Modell (Language Model for Dialogue Applications) aufsetzt und jetzt für erste “Trusted Tester” zur Verfügung steht.

In den nächsten Wochen möchte Google den Kreis der testenden Personen ausweiten. Ich könnte mir vorstellen, dass damit die kommende Google I/O angepeilt wird.

Dienstag 07. Februar:

Gut, dass sich Google so beeilt hat, denn am Dienstag lud Microsoft nach Redmond ein. Präsentiert wurde, was wir erwartet hatten: Einen ChatGPT-basierten Bot, der die neue Bing-Suche aufbohren soll. Das war aber noch nicht alles, denn der ChatBot wird uns allen künftig auch im Edge-Browser von Microsoft zur Verfügung stehen.

Oben habe ich Euch schon das Video zum Event eingebunden, bei dem CEO Satya Nadella höchstpersönlich einleitende und grundsätzliche Worte zum Stellenwert der Suche äußerte. Hier habt Ihr nochmal einen kurzen Clip, der Euch in weniger als zwei Minuten ins Bild setzt:

Microsoft zeigte hier nicht nur, dass man uns einen Chatbot in die Suche stopft. Microsoft zeigte eine Vision, die den Ansatz, wie wir seit über 20 Jahren im Netz suchen, fundamental verändert.

Gezeigte Beispiele machten auf Anhieb deutlich, dass die Bing-Suche nicht etwa eine etwas bessere Version von ChatGPT-3 darstellt, sondern uns eine ganz neue Such-Experience verspricht. Ihr werdet direkt auf der Bing-Seite wie gehabt nach Keywords suchen und Euch Ergebnisse anzeigen lassen. Aber darüber hinaus könnt Ihr auch in den Chat wechseln und ganz konkret nachhaken.

Plant Ihr also den nächsten Urlaub, sucht Ihr nicht nacheinander nach Hotels, Restaurant, Entertainment, Einreisebestimmungen usw., sondern könnt konkret in die Planung einsteigen. Der Bot beantwortete im Beispiel beim Event die Frage nach einem 5- bzw. 3-tägigen Trip nach Mexico City mit konkreter Programmplanung.

Besser noch: Auch der Edge-Browser wird die neue Bing-Suche bzw. den Chatbot integrieren. Seid Ihr auf einer Seite, könnt Ihr per Side Bar wieder den Chat eröffnen. Auf Wunsch fasst Euch der Chat-Partner den ellenlangen Geschäftsbericht, den es im Beispiel zu sehen gab, knackig zusammen. Reicht noch nicht? Dann vergleicht der Bot die Zahlen auch noch mit der Konkurrenz – alles an Ort und Stelle, ohne die aufgerufene Seite verlassen zu müssen.

Für Skeptiker erklärte Microsoft, dass im Anschluss ans Event vor Ort mit der Bing-Suche herumgespielt werden darf, um sich von der Qualität zu überzeugen. Das klingt danach, dass Microsoft nicht mehr weit davon weg ist, diese neue Bing-Suche für jedermann zugänglich zu machen.

Ach so: Ihr könnt Euch übrigens schon für die Beta-Version der neuen Bing-Suche in die Warteschlange stellen.

Das Event endete zudem damit, dass AI-Experten aus dem Unternehmen die Technik hinter der neuen Suche erläuterte. Nach einer Stunde hatte man als Zuschauer das Gefühl, die Zukunft der Suche gesehen zu haben.

Mittwoch, 08. Februar:

Wieder ein Tag später, jetzt ist Google an der Reihe. Nach der überraschenden Pressemitteilung kündigte Google für Mittwoch ebenfalls ein KI-Event an, das in Paris stattfand.

Die Stoßrichtung ist grundsätzlich eine ganz ähnliche wie bei Microsoft: Man will ein neues Level bei der Suche erreichen. Umso unverständlicher, dass nicht mal zwei Minuten verschwendet wurden, um über den Chatbot “Bard” zu sprechen.

Stattdessen gab es haarsträubend schlecht moderierte Produktvorstellungen von Produkten, die bereits vorgestellt wurden. Manche Produkte wurden schlicht für neue Märkte angekündigt, oder um neue Sprachen erweitert.

Das unschöne Highlight: Als es darum geht, ein Feature live auf dem Smartphone zu demonstrieren, ist das Smartphone einfach mal verschwunden. Google schafft es nicht, das Gerät aufzutreiben, Ersatz gibt es nicht – damit fällt die Live-Vorführung flach.

Es gibt keinen konkreten Fingerzeig, wie Bard in die Google-Suche eingebunden wird, keine konkrete Timeline für die nächsten Schritte, aber immerhin das markige Versprechen: “The Best is yet to come!” Sorry, Google – das war nix! Weiß man im Unternehmen übrigens auch, denn der Clip wurde direkt nach Abpfiff auf privat gesetzt. Bis heute findet ihr das Event nicht mehr auf dem Google-Kanal. Aber im Internet kommt ja nix weg – dann schaut man sich den Spaß halt auf einem anderen YouTube-Kanal an:

Auch die Börse sah das übrigens so, dass Google die Nummer verkackt hat: Das Event zusammen mit einem peinlichen Fehler in einem Werbeclip, der Googles ChatGPT-Konkurrenten anteaserte, ließ die Alphabet-Aktie empfindlich einknicken. Das erfolgsverwöhnte Unternehmen hat damit mal eben 100 Milliarden (!) US-Dollar verbrannt. Keine gute Woche für Google.

Einen noch: Casis Kommentar

Lasst Euch das nochmal genüsslich auf der Zunge zergehen: Microsoft kommt wie Kai aus der Kiste gesprungen und malt uns ein buntes Bild der ganz nahen Zukunft. Jeder, der sich das angeschaut hat, rafft sofort, wie ihm das persönlich weiterhilft und wie man es nutzen wird.

Google macht derweil die ganze Zeit den Eindruck, dass man diesen rechten Redmond-Schwinger nicht hat kommen sehen. Ich werde einfach das Gefühl nicht los, dass Google im absoluten Alarm-Modus überhastet und panisch eine Veranstaltung zusammengeschoben hat, die von vornherein zum Scheitern verurteilt war.

Dass die Kalifornier auch noch die Google-Legenden Larry Page und Sergey Brin reaktivierte, verstärkt diesen Eindruck der Panik. Versteht mich nicht falsch: Die Features, die Google zeigte, sind unfassbar tolle Geschichten. Das “Immersive” Google Maps sieht sagenhaft gut aus, Google-Apps machen uns generell das Leben leicht, was wir nicht nur Anwendungen wie Translate verdanken.

Der Punkt ist aber, dass das nicht das war, was in dieser Woche verlangt war. Seit Monaten wächst die ChatGPT-Euphorie, ohne dass Google glaubhaft versichern konnte, dass man da selbst was in der Richtung in Arbeit hat, was nicht mehr lange auf sich warten lässt.

Stellt sich Google also hin, zeigt bereits Bekanntes und ignoriert seinen Chatbot fast komplett, dann kommuniziert Google damit vor allem eins: Ja, wir sind dran, aber wir haben gerade nichts, was wir Euch zeigen können. Es wird zeitnah kein Produkt von uns geben, dass mit dem konkurrieren kann, was Microsoft uns präsentiert hat.

Dennoch: Lasst uns Google nicht vorschnell abschreiben. Stattdessen sollten wir uns als Endverbraucher darüber freuen, dass dank neuer Technologien unsere Leben deutlich entspannter werden – erst recht, wenn Google plötzlich einen echten Kontrahenten hat und sich die beiden Tech-Giganten gegenseitig pushen.

Casa Casi 87: Show Notes

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Casa Casi – Tech für Feinschmecker

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Ein Tisch, ein rot-weißes Tischtuch, drei Teller Pasta und eine Flasche Wein. Das ist das wöchentliche Setup für ein Gespräch zwischen drei Freunden, die sich über Technik, Musik und manchmal sogar Fußball unterhalten. Die Show dauert nicht länger, als es dauert, einen guten Teller Pasta zu essen. Der Inhalt ist wie eine Mahlzeit – abwechslungsreich und immer unterhaltsam.