Sundar Pichai, der Google-Boss, wird nach der Keynote zur Google I/O gut geschlafen haben. Aus gutem Grund, denn die Keynote geriet zum KI-Feuerwerk, bei dem die Kalifornier nochmal kurz demonstrierten, dass sie das KI-Spiel nicht nur schon seit Ewigkeiten spielen, sondern es nach wie vor dominieren.
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Eins schon mal vorab: Ihr wollt eine Zusammenfassung der Google I/O bzw. der Keynote? Hab ich keinen Bock drauf, sorry ;) Wollt ihr also wissen, was die vorgestellten Geräte (Pixel Tablet, Pixel Fold, Pixel 7a) auf der Pfanne haben? Dann schaut unten in die Show Notes, wo ihr alle wichtigen NextPit-Artikel zur Google I/O findet. Dort gehen wir auch explizit noch mal auf PaLM 2 und Google Bard ein.
Alternativ schaut doch ruhig mal beim Kollegen Pallenberg rein, der die Google I/O auch fein säuberlich aufgebröselt hat.
Reicht immer noch nicht? Dann könnt ihr euch natürlich auch diesen Clip von Google reinziehen, der die ganze Keynote in weniger als zehn Minuten zusammenfasst:
Künstliche Intelligenz? Deswegen gibt Google hier den Ton an!
Ihr habt jetzt also alles an der Hand, um euch auf den aktuellen Stand bei Google zu bringen – egal, ob wir über die Hardware, die Software an sich, oder eben Googles Bestrebungen im AI-Bereich sprechen.
“Aber worum geht es denn dann hier eigentlich im Artikel, Casi?” Danke, dass du fragst! Es geht in diesem Beitrag darum, ein Puzzle zusammenzusetzen. Wir haben uns schon ein bisschen über Google lustig gemacht, als dieses unsägliche Paris-Event über die Bühne ging.
Damals sahen wir Google dabei zu, wie sie angesichts der Konkurrenz von Open AI aus einer Schockstarre heraus dann in blinden Aktionismus verfielen. “Lass mal schnell auch was planen, um die Leute mitzunehmen”. Hätte Google doch damals schon den Weitblick bewiesen, sich das gut vorbereitet für die Google I/O Monate später aufzuheben.
So aber war es eine Veranstaltung, die uns Features zeigte, die wir längst kannten, Features, die noch nicht verfügbar, sondern nur in Arbeit waren – und Google Bard, welches man einfach in Sekunden abfrühstückte.
Daraus setzte sich ein fatales Bild zusammen: Google hat scheinbar Microsoft/Bing bzw. OpenAI/Chat-GPT nichts entgegenzusetzen zum jetzigen Zeitpunkt. Das war insofern fatal, als Microsofts Ansatz, GPT-4 als Basis in die Bing-Suche und den Edge-Browser zu implementieren nicht weniger als ein Frontalangriff Redmonds auf die Google-Suche darstellte – Googles Herz und Kernkompetenz.
Und wieso war das bei der Google I/O nun so komplett anders?
Der Witz ist, ich dachte anfangs, dass das ein ähnliches Debakel werden könnte. Mit der KI PaLM 2 zündete Google zwar die nächste Stufe seines Sprachmodells. Aber dann folgten auch wieder ein paar Beispiel zur KI-Nutzung beispielsweise innerhalb Google Maps oder Gmail, was wieder an Paris erinnerte.
Dieses Mal fühlte es sich aber anders an, und Features wie “Help me write” zeigten dann auch auf Anhieb, wieso zum Beispiel Gmail für uns eine komplett andere Ebene erreicht: Im Beispiel ging es um einen gecancelten Flug, die entsprechende Mail tauchte im Postfach auf.
Jetzt wurde eine Antwort generiert, die nur aus der Aufforderung bestand, eine Mail zu erstellen, in der die Erstattung des Fluges beantragt wird. Sekunden später ist diese Mail fertig, ohne dass der “Autor” selbst Hand anlegen musste. Wichtige Infos wie Flugnummer, Betrag usw. wurden selbstverständlich berücksichtigt bzw. aus dem Mailverkehr extrahiert.
Es dauert circa 0 Sekunden, um zu erkennen, welchen Mehrwert so ein Tool für jeden von uns sein kann. Und das ist der Punkt: Google verwies nicht nur darauf, dass sie schon lange smarte Features in ihre Dienste implementieren, sondern verriet uns allen unmittelbar, wie unser Mehrwert aussehen wird als Nutzer dieser Dienste.
Das Aha-Erlebnis war für mich dabei gar nicht mal die Qualität der vorgestellten Tools. Klar beeindruckt mich “Help me write”, die Immersive View bei Google Maps oder der neue Magic Editor bei Google Fotos. Aber für richtige Euphorie möchte ich das alles erst einmal selbst ausprobiert haben.
Der Augenöffner für mich war hingegen diese Dichte, mit der Google bei der Keynote Feature an Feature und Dienst an Dienst reihte. Unterm Strich steht da nämlich nicht so ein Satz wie: “Wir haben hier eine ganz pfiffige KI, mit der könnt ihr sprechen und sie alles fragen und bekommt kluge Antworten”. Das wäre für viele Menschen zum jetzigen Zeitpunkt einfach zu abstrakt.
Stattdessen erzählt man uns: “Die Services, die ihr ohnehin alle seit vielen Jahren nutzt – die Google-Suche, Google Maps, Google Docs, Google Tabellen, Google Fotos und viele mehr – werden euch schon ganz bald das Leben spürbar leichter machen.”
BÄÄMM! ChatGPT ist ein echtes Pfund und seit GPT-4 noch einmal deutlich stärker geworden. Aber es holt aktuell ganz viele Menschen noch nicht ab. Aber wenn ich weniger technikaffin bin und mir lästige Antwort-Mails automatisch getippt werden, Präsentationen sinnvolle Grafiken oder Text-Hinweise erhalten, Tabellen aus dem Nichts generiert werden und ich Personen auf einem Foto einfach an eine andere Stelle verschieben und das Wetter ändern kann – dann sind das alles Beispiele aus meinem Leben. Damit kann ich direkt was anfangen. Ich nutze doch Google Fotos sowieso, also freue ich mich auf den zusätzlichen Trick, der mir das Leben leichter macht.
Es ist somit keine Frage, was ich mir für ein Tool installieren muss, für das ich mich irgendwo anzumelden habe. Ich muss nicht eine neue Oberfläche eines neuen Tools kennenlernen, sondern bewege mich ganz natürlich da, wo ich auch ohne KI wäre: In Googles Suche, in Google Maps usw.
Ethik, Verantwortung, Sicherheit: Auch das hat Google im Blick
Es ist also einfach die schiere Masse an absolut nachvollziehbaren Szenarios aus unser aller Leben, die das bei der I/O Gezeigte so beeindruckend macht. Dazu gehört aber auch, dass das alles nicht einfach Insellösungen sind, sondern die Dienste so perfekt ineinandergreifen.
Genau an dem Punkt muss sich Microsoft strecken, alle anderen Konkurrenten sowieso. Bei Google greift ein Zahnrad ins andere und über augenscheinlich jeden Google-Service haben die Kalifornier eine Prise KI-Zaubersalz gestreut.
Haken an der Nummer: Die EU ist bei Bard aus DSGVO-Gründen zumindest noch außen vor und auch generell wissen wir noch nicht, wann all diese feinen KI-Spielereien Einzug in die Dienste halten. Hier ist jetzt erst einmal Abwarten angesagt.
Dafür aber hat Google keine Gelegenheit ausgelassen, um uns davon zu überzeugen, dass die die Themen Sicherheit und Ethik im Blick haben und sich ihrer Verantwortung beim Umgang mit künstlicher Intelligenz bewusst sind. Klar, wir müssen sehen, ob das Lippenbekenntnisse sind.
Übrigens ebenfalls spannend, wenn ihr euch fürs Thema KI interessiert: Das, was Sascha Lobo im Rahmen der OMR-Konferenz zu erzählen hatte.
Aber wir sehen jetzt schon, dass sich Google Gedanken gemacht hat, wie wir Menschen künftig für mehr eigene Sicherheit sorgen können. So werden KI-generierte Bilder mit Meta-Tags und Wasserzeichen versehen, die diese als KI-generiert kennzeichnen.
Außerdem gibt man uns ein Tool an die Hand, um Bilder überprüfen zu können. Wo ist das Bild erstmals wann aufgetaucht, in welchen Artikeln wird es verwendet, in welchem Kontext steht es. Gerade das sind ganz wichtige Geschichten, weil wir künftig in einer Welt leben werden, in der wir nicht mehr blind glauben dürfen, dass der Text, das Foto, das Video tatsächlich echt ist.
Vielleicht lehne ich mich ein bisschen zu weit aus dem Fenster in meiner derzeitigen Begeisterung. Aber ich glaube tatsächlich, dass Google hier die Messlatte für alle Mitbewerber noch einmal spürbar höher gelegt hat. Qualitativ werden sich die Sprachmodelle natürlich auch künftig noch beweisen müssen auf ihre uneingeschränkte Tauglichkeit.
Aber das umfassendste Konzept und die klarste Sicht auf das, was jetzt zu tun ist – das findet ihr bei Google. Wir werden in ein paar Jahren auf eine Handvoll bemerkenswerte Meilensteine zurückblicken, was KI angeht. Als ChatGPT für jedermann live ging, war das zweifellos so einer – aber ja, diese Keynote könnte auch so ein Moment gewesen sein, auch wenn der Impact vielleicht nicht auf Anhieb und nicht so eindringlich spürbar ist.
Was haltet ihr denn von dem, was Google da aufgefahren hat? Lasst uns gerne diskutieren, wie ihr Googles Weg und auch das Thema KI derzeit generell betrachtet. Es überlagert immer mehr alles andere und fühlt sich für mich nach einer Umwälzung der Gesellschaft und der Industrie an, die frühere Ereignisse wie die Industrialisierung oder den Durchbruch des Internets wie ‘nen Kindergeburtstag wirken lassen.
Sagt uns daher also gerne, was das mit euch macht: Seid ihr begeistert, macht es euch Angst, oder beides? Fürchtet ihr euch vielleicht sogar um euren Job, oder freut ihr euch einfach nur darüber, dass unsere Leben einfacher werden? Diskutiert mit uns in den Comments, schickt uns eure Sprachnachrichten und ja, natürlich freuen wir uns darüber, wenn ihr unseren Podcast und unseren Artikel teilt und empfehlt.
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Casa Casi 101: Show Notes
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Ein Tisch, ein rot-weißes Tischtuch, drei Teller Pasta und eine Flasche Wein. Das ist das wöchentliche Setup für ein Gespräch zwischen drei Freunden, die sich über Technik, Musik und manchmal sogar Fußball unterhalten. Die Show dauert nicht länger, als es dauert, einen guten Teller Pasta zu essen. Der Inhalt ist wie eine Mahlzeit – abwechslungsreich und immer unterhaltsam.
Google I/O 2023: Natürlich kann Google KI!