Casa Casi – Tech für Feinschmecker
Casa Casi – Tech für Feinschmecker
Die Republik Samsung
2
0:00
-1:11:41
Die Republik Samsung
Wie mächtig ist eigentlich Samsung?
2

Das Unternehmen ist so riesengroß und mächtig, dass mitunter von der “Republik Samsung” die Rede ist. Wieso das so ist und wieso in dem Zusammenhang auch immer wieder von Korruption in Südkorea gesprochen wird, klären wir in der heutigen Folge unseres sympathischen, kleinen Tech-Podcasts “Casa Casi”.

Bevor es loggeht: Ihr findet den Podcast hier oben im Artikel und bei Apple oder Spotify und auf diversen Podcast-Plattformen wie u.a.: Google oder als RSS-Feed.

Wir würden uns riesig freuen, wenn ihr uns weiterhin supportet. Abonniert uns, bewertet und teilt unsere Inhalte und lasst uns wissen, wie euch die Texte und Podcast-Episoden gefallen. Besten Dank dafür!

Wart ihr schon mal im Burj Khalifa in Dubai? Dann habt ihr nicht nur das höchste Gebäude der Welt betreten, sondern eines, das mit von Samsung C&T gebaut wurde. Doch, ganz ehrlich: Manchmal fasst man sich an die Birne, wenn man mitbekommt, wo dieses Unternehmen überall seine Finger im Spiel hat.

Wir wissen um Smartphones, Tablets, Fernseher und Notebooks. Die Koreaner bauen aber so unendlich viel mehr: Es gibt Klimaanlagen, Waschmaschinen, Backöfen und vieles mehr. Samsung betreibt eigene Kinos, baut mit an den schwersten Schiffen und den höchsten Gebäuden der Welt. Auch die größte Werbeagentur und Versicherungen gehören zum Samsung-Konzern.

Die weltweit größte Werbeagentur gehört zu Samsung, es gibt Mode-Labels, Hotels, ein Vergnügungspark inklusive Zoo, eine Kulturstiftung und sogar ein Wirtschaftsforschungsinstitut.

Mächtig – aber auch mächtig korrupt?

Ja, ja – “Korruption”. Klingt ziemlich wuchtig in so einer Zwischen-Headline, ich weiß. Und in der Tat hat Samsung in Südkorea eine Größe erreicht, bei der sich der Weltkonzern eigentlich so ziemlich alles erlauben kann, oder zumindest mal konnte und dabei spielt auch Korruption eine Rolle.

Dazu müsst ihr aber wissen, wo Samsung herkommt. Wikipedia berichtet: “Das Unternehmen wurde am 1. März 1938 in Daegu von Lee Byung-chull als Lebensmittelhandelsgeschäft gegründet. Nach dem Zweiten Weltkrieg und nach der Loslösung von der japanischen Kolonialherrschaft verlor Lee sein Geschäft durch das im Land herrschende Chaos. Er baute das Geschäft daraufhin in Seoul neu auf. Aber es wurde ein zweites Mal durch den Koreakrieg zerstört. Nach dem Krieg baute Lee sein Geschäft erneut in der zerstörten Hauptstadt Südkoreas auf.”

Das müsst ihr im Hinterkopf behalten, wenn ihr nachvollziehen wollt, wie Samsung so mächtig werden konnte. Aus der Lebensmittel-Bude wurde mit staatlicher Hilfe dieses mächtige Konstrukt. Nicht, weil der Staat damals Böses im Sinn hatte, sondern weil man einen arg geschundenen Bauern-Staat wieder auf Vordermann bringen wollte.

Korea bediente sich aus diesem Grund der Idee der “Chaebols”. Der Begriff Chaebol setzt sich zusammen aus Chae = Reichtum und bol = Gruppe, Clan. Es ging der Regierung im Wesentlichen darum, die sehr begrenzten Ressourcen, die zur Verfügung standen, strategisch auf wenige, sehr Erfolg versprechende Familienunternehmen zu verteilen.

Es gibt mehrere große Chaebols in Korea – u.a. LG, Hyundai, SK-Group, Lotte – und vor allem Samsung. Die fünf zusammen machen 55 Prozent des Umsatzes aus, den koreanische Unternehmen erzielen. Samsung allein ist dabei für 20 Prozent zuständig.

Diesen Unternehmen bzw. Familien wurden also seinerzeit Möglichkeiten (u.a. massive Steuererleichterungen) offeriert, die mit ein Grund dafür sind, dass sie überhaupt so eine große Rolle in der Wirtschaft einnehmen konnten.

In der Folge entstand ein sehr perfides Konstrukt, welches aus mehreren Ringstrukturen besteht. Das bedeutet, dass von diesen über 80 Unternehmen, die zum Samsung-Konzern gehören, und in denen viele Familienmitglieder in Schlüsselpositionen sitzen, jeweils ein Unternehmen einen gewissen Anteil eines der anderen Unternehmen besitzt. Und durch die intelligente Anordnung mehrerer solcher Ringe reichen relativ wenige Anteile, damit die Familie nicht nur alles besitzt, was unter Samsung firmiert, sondern auch juristisch kaum angreifbar ist. 

Damit nähern wir uns einem weiteren heiklen Punkt: Samsung ist/war “too big to jail”. Das liegt an der Drei-Fünf-Regel: Dabei geht es um eine dreijährige Freiheitsstrafe, deren Vollstreckung für fünf Jahre ausgesetzt  und von der dann abgesehen wird, wenn während der Aussetzungsfrist keine weiteren Verstöße begangen werden.

Die Urteile sind oft eng gekoppelt an die Karrieren der jeweiligen Richter. Lukrativ macht es Sinn für einen Richter, irgendwann in die Rechtsabteilung eines Chaebols zu wechseln – und da hilft es natürlich, wenn man keine heftigen Urteile gegen die jeweilige Familie in der Vita hat. 

Nachdem die Familienmitglieder immer und immer wieder schalten und walten konnten, ohne große Auswirkungen befürchten zu müssen, dreht sich der Wind längst. Das führt sogar zu Gefängnisstrafen und auch dazu, dass mit Park Geun-hye eine ehemalige Präsidentin Südkoreas in den Bau wanderte. Eigentlich sollte sie da satte 22 Jahre absitzen, sie wurde aber drei Jahre später begnadigt und freigelassen.

All das sorgt dafür, dass man Samsung sehr zwiegespalten betrachten kann, man aber den neutralen Blick dabei nicht vergessen sollte. Ja, das System war perfid und in Teilen korrupt. Aber das versucht man mittlerweile wie gesagt glattzuziehen. Es gab darüber hinaus auch immer Vorwürfe, die Arbeitsbedingungen betreffen.

Auch das geht Samsung proaktiv an und wir wollen nicht unter den Tisch kehren, dass viele der weit über 200-000 Mitarbeiter:innen weltweit sehr begeistert von ihrem Konzern sind. Das geht auch (nicht nur, aber vornehmlich) den Menschen so, die in Suwon arbeiten. Das ist quasi wie eine eigene Samsung-Stadt vor den Toren Seouls.

Von sportlichen Aktivitäten über Freiraum für eigene Projekte, Kinderbetreuung bis zur medizinischen Betreuung ist in Suwon für wirklich alles gesorgt. Ich konnte mir das alles vor Jahren mal anschauen und war echt erschlagen davon, was Samsung da aus dem Boden gestampft hat.

In unserem heutigen Podcast versuchen wir das alles ein wenig zu beleuchten und abzubilden. Also sowohl die positiven, als auch die etwas düsteren Seiten des Konzerns. Ich bin nach wie vor großer Freund des Unternehmens und vieler Samsung-Produkte. Aber ich fand es zumindest spannend zu sehen, wie das Unternehmen so groß werden konnte, befördert durchs damalige System in Korea.

Somit hoffe ich, dass auch ihr heute Spaß habt mit der Folge, in der wir die düsteren Kapitel ansprechen, aber auch nicht mit Lob sparen für dieses innovative Weltunternehmen.


Abonniert die Casa Casi und unterstützt damit unsere Arbeit. Fettes Dankeschön!

Casa Casi 106: Show Notes

Wir wollen euer Feedback! Diskutiert mit uns unter diesem Beitrag und verratet uns eure Meinung. Ihr könnt euch aber auf WhatsApp, Signal und Threema mit Sprachnachrichten (und natürlich auch Textkommentaren) beteiligen. Wir freuen uns auf eure Reaktionen, auf Lob, Kritik und Verbesserungsvorschläge und natürlich auch auf spannende Themenvorschläge. Hier ist unsere Telefonnummer und unsere Threema-ID für euer Feedback:

  • Telefonnummer: +49 160 98090008

  • Threema-ID: EB6YBNSE

Dir hat diese Ausgabe der Casa Casi gefallen? Dann teile diesen Artikel und unseren Podcast doch mit Deinem Netzwerk. Fettes Dankeschön dafür!

Share

2 Comments
Casa Casi – Tech für Feinschmecker

Casa Casi – Tech für Feinschmecker

Ein Tisch, ein rot-weißes Tischtuch, drei Teller Pasta und eine Flasche Wein. Das ist das wöchentliche Setup für ein Gespräch zwischen drei Freunden, die sich über Technik, Musik und manchmal sogar Fußball unterhalten. Die Show dauert nicht länger, als es dauert, einen guten Teller Pasta zu essen. Der Inhalt ist wie eine Mahlzeit – abwechslungsreich und immer unterhaltsam.