Hurra, es gibt eine neue Staffel von Black Mirror! Im nextpit-Podcast sprechen wir heute über die 1. Folge namens “Joan is Awful” und über die Zukunft des Videostreamings.
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Zunächst ein Disclaimer: Fabi und ich haben als “Hausaufgabe” für den Podcast die erste Folge der sechsten Black-Mirror-Staffel geglotzt und sprechen exzessiv über diese. Das bedeutet, dass sowohl dieser Beitrag hier als auch unsere Podcast-Folge bis unters Dach voll sind mit Spoilern.
Die richtige Reihenfolge, wenn ihr die Folge noch sehen wollt, lautet also: Erst “Joan is awful” anschauen, dann erst mit diesem Artikel hier und unserer feinen Podcast-Episode der "Casa Casi” beschäftigen ;)
Die Zukunft des Videostreamings: Spielen wir selbst alle die Hauptrolle?
Wer Black Mirror kennt, weiß, dass dort Themen (gesellschaftliche und technologische") in einen dystopischen Kontext gesetzt werden. Meistens haben wir es mit Technologien zu tun, die wir – wie Streaming – längst kennen, und die dann ein wenig weiter gedacht werden.
Erster Spoiler: Black Mirror bricht in dieser Staffel mit diesem Ansatz. Die Folge “Joan is Awful” folgt zwar dem alten Konzept und blickt direkt auf einen ganzen Berg Tech-Themen wie Quanten-Computing, KI, Deepfakes und eben Video-Streaming.
Bei den anderen Folgen schlägt man allerdings ganz bewusst einen anderen Weg ein. Es sind ebenfalls gut gespielte und gut erzählte, unterhaltsame Folgen – aber mir fehlt da diese richtige Black-Mirror-Magie. Ihr könnt uns in den Comments ja mal erzählen, was für einen Vibe ihr da so verspürt.
Kommen wir jetzt zur Folge, um die es sich auch im Podcast heute dreht: Joan ist nicht nur die Hauptdarstellerin dieser Folge, sondern muss feststellen, dass sie auch auf ihrem Streamingportal “StreamBerry” eine Serie findet, in der sie die Hauptrolle spielt. In dieser Serie wird ihre Rolle allerdings von Salma Hayek verkörpert.
Joan schaut mit ihrem Partner in die Serie rein und muss sehr flott erkennen, dass es dort tatsächlich um ihr Leben geht – und ziemlich exakt auch um den Tag, den sie gerade selbst erlebt hat.
Der Tag war nicht gerade ihr bester, denn sie musste in ihrer leitenden Position in einer IT-Firma zunächst eine Mitarbeiterin feuern, mit der sie freundschaftlich verbandelt ist bzw. war. Sie stellte ihrer Psychologin gegenüber fest, wie öde das Leben mit ihrem langweiligen Verlobten ist und traf zu allem Überfluss auch noch ihren Ex, wobei es zu einem Kuss kam.
Es wäre schlimm genug, würde all das mit den exakten Dialogen nun öffentlich ausgewalzt. Die Macher der Serie wollen der Episode aber noch ein wenig mehr Pep verleihen und deswegen wird Joan viel übler dargestellt, als sie tatsächlich ist.
Das hat natürlich direkt einen Impact auf ihr reales Leben. Der Partner trennt sich von ihr und sie verliert ihren Job.
Weiter mag ich die Geschehnisse auch gar nicht nacherzählen hier, sondern mich auf die angesprochenen Themen konzentrieren.
StreamBerry ist eine 1A-Persiflage auf Netflix (unten ist ein Link zur StreamBerry-Seite, wo ihr euer eigenes Bild zu eurer “… is awful”-Serie erstellen könnt). Wie wir das von Internetdiensten aller Art kennen, verlangt auch StreamBerry von seinen Kund:innen, dass vorher den AGB zugestimmt wird.
Die sind ellenlang, wurden demzufolge von Joan auch nicht gelesen, und so wusste sie auch gar nicht, welchen Punkten sie da im Vorfeld zustimmte. StreamBerry ist demnach berechtigt, sie ständig übers Smartphone abzuhören. Das erklärt, wieso der Streeaming-Dienst eine Serie mit realen Dialogen ins Rennen schicken kann.
Wie viel hören unsere Smartphones und unsere smarten Assistenten wie Alexa usw. eigentlich von dem, was wir so den ganzen Tag treiben? Dieser Ansatz in der Black-Mirror-Folge treibt diese Idee auf die dystopische Spitze.
StreamBerry hat zudem auch das Recht, das tatsächlich Gesagte aus dramaturgischen Gründen zu überzeichnen. Ein Quantencomputer bringt die Rechenpower mit, um im Handumdrehen per CGI die komplette Episode zu erstellen. So ist es möglich, dass wir abends also eine Folge streamen können, die aus Geschehnissen desselben Tages besteht.
Da alles in der Serie CGI sein soll, braucht es auch keine tatsächliche Salma Hayek, um die Hauptrolle zu spielen. Stattdessen gewährt Hayek StreamBerry das Recht, ihr digitales Antlitz zu verwenden. Damit haben wir ein weiteres Thema, welches aus technologischem Blick spannend ist: Werden wir künftig neben verjüngten Schauspielern (siehe neuer Indiana Jones) auch Filme und Serien sehen, für die die “echten” Stars gar nicht mehr antreten müssen, sondern nur Rechte veräußern?
Auch darüber sprachen wir schon, in Episode 70, in der es um Bruce Willis ging.
Auch über Deepfakes sprachen wir außerhalb der Bruce-Willis-Folge schon öfter. Und ganz ehrlich: Wir sollten uns tatsächlich nicht darüber wundern, wenn wir Schauspieler:innen künftig in Rollen sehen, für die sie tatsächlich zero Drehtage einlegen mussten. Welche Auswüchse sich daraus ergeben, werden wir sehen. Aber ich bin sicher, dass es dort sowohl positive Überraschungen als auch gruselige Abgründe gibt, in die wiir blicken werden.
Die Black-Mirror-Macher packen aber noch mehr in die Folge. So schauen wir auf den typischen Silicon-Valley-Lifestyle von Tech-Unternehmen. Sehen, dass Nachhaltigkeit zugunsten des kommerziellen Erfolges schon mal geopfert wird, und zu guter Letzt hebt man die Folge auch noch auf eine Meta-Ebene, die an unserer "Leben wir in einer Simulation”-Folge erinnert.
Ihr seht also, es steckt jede Menge Spannendes drin in dieser einzigen Folge “Joan is awful”. Bei all dem Angesprochenen fehlt dabei noch komplett, dass Unternehmen wie Netflix natürlich tatsächlich sehr datengetrieben arbeiten. Die haben also schon einen ziemlich präzisen Eindruck von dem, was bei den Nutzer:innen ankommt und was nicht.
Ich will darauf hinaus, dass uns zwar hoffentlich die Dystopie erspart bleibt, dass all unser Schlechtes noch schlechter aufbereitet in einer Serie landet, uns aber andere Dystopien bevorstehen: Serien, die wie personalisierte Werbung komplett auf uns zugeschnitten sind. Ihr mögt Stranger Things? Dann lässt Netflix massig Serien mit exakt diesem Muster zusammenklöppeln – ein bisschen Coming of Age, ein bisschen 80s-Vibes, ein bisschen Science-Fiction und Fantasy, fertig ist die Laube.
Wir werden vielleicht tatsächlich unsere eigene Birne auf das Gesicht des Hauptdarstellers setzen können und uns bei unfassbaren Action-Szenen zusehen. Möglicherweise werden wir sehen, wie längst verstorbene Legenden wie Charlie Chaplin und Inspektor Columbo zu neuem Leben erweckt werden und dort vielleicht als dynamisches Duo Rambo aus Vietnam befreien.
Soll heißen: Durch außergewöhnlich starke Computer, durch KI, durch Deepfakes, durch Big Data werden wir allerlei Absurditäten im Streaming-Sektor zu sehen bekommen. Ich mag mir da im Einzelnen gar nicht ausmalen, was auf uns zukommt. Aber es würde mich bzw. uns interessieren, wie ihr darüber denkt. Bemerken wir jetzt schon, wie die Storys verflachen, weil mehr und mehr Mainstream-Geschmack befriedigt werden soll? Werden wir alle die Hauptrollen in unseren eigenen Serien spielen? Wie sehen eure utopischen und dystopischen Erwartungen bezüglich des Streamings aus? Diskutiert es gerne mit uns in den Kommentaren.
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Casa Casi 107: Show Notes
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Black Mirror – die gruselige Zukunft des Streamings
www.casacasi.de
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Casa Casi – Tech für Feinschmecker
Ein Tisch, ein rot-weißes Tischtuch, drei Teller Pasta und eine Flasche Wein. Das ist das wöchentliche Setup für ein Gespräch zwischen drei Freunden, die sich über Technik, Musik und manchmal sogar Fußball unterhalten. Die Show dauert nicht länger, als es dauert, einen guten Teller Pasta zu essen. Der Inhalt ist wie eine Mahlzeit – abwechslungsreich und immer unterhaltsam.
Black Mirror – die gruselige Zukunft des Streamings